Lean Management in der Baupraxis –
Schlankere Prozesse, bessere Absprachen.
Artur, du nimmst dich gerade der Aufgabe an, Lean Construction voranzutreiben und einzubinden. Warum war dir die Einführung von Lean auf deiner Baustelle so wichtig?
A. K.: „In meiner bisherigen Laufbahn habe ich erfahren, dass man mit Lean dem Baustellenteam und Nachunternehmen das Arbeiten erleichtert. Durch wöchentliche Termine, Vortaktung der Arbeiten für eine Woche und eine Sechs-Wochen-Vorschau weiß jede:r, wann was zu tun ist. Und das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld und CO2, weil alles – auch jede Materialbestellung – bis ins Detail durchgeplant wird.“
Wie seid ihr mit Lean gestartet?
A. K.: „Erst einmal haben wir einiges an Material bestellen müssen, um starten zu können. Für die Methode gibt es nämlich extra Stellwände mit Zeitstrahlen und entsprechenden Post-Its für verschiedene Gewerke. Anschließend haben wir begonnen, eine Art ‚Lean Light‘ für das Baustellenteam und die Nachunternehmen zu implementieren. Das bedeutet, wir haben in dem bereits laufenden Bauvorhaben einen wöchentlichen Termin für Absprachen zu unseren Abläufen eingeführt. Die Kolleg:innen von LIST Bau ließen sich schnell begeistern, weil sie schnell Ergebnisse gesehen haben. Bei den Nachunternehmen war die Skepsis hier und da größer. Sie bekommen jetzt nicht mehr nur Feedback und Anweisungen von uns, sondern müssen sich mehr Zeit für Absprachen nehmen – auch mit den anderen Nachunternehmen.“
Welche Herausforderungen bringt Lean Management auf der Baustelle mit sich?
A. K.: „Die größte Herausforderung ist, alle von der Methode zu begeistern. Schließlich müssen, damit es funktioniert, alle an einem Strang ziehen. Und einige nehmen es erst einmal nicht so ernst, wenn sie die vielen bunten Zettel sehen. Es ist wichtig, zu vermitteln, dass die Absprachen auf den Karten für alle verbindlich sind. Gleichzeitig geht es für jede:n Einzelnen auch darum, Verantwortung zu übernehmen, wenn etwas nicht klappt. Es gibt keine „Duck und weg“-Mentalität mehr, weil es sonst nicht funktioniert. Aber wenn es dann einmal läuft, sind alle zufrieden.“
Ab wann lohnt sich der Einsatz von Lean?
A. K.: „Eigentlich immer, denn die Qualität der Arbeit verbessert sich. Je komplizierter das Bauvorhaben wird und je mehr Beteiligte dabei sind, desto effektiver ist Lean.“
Wie geht es weiter?
A. K.: „Auf dieser Baustelle machen wir erst einmal damit weiter. Aus der IT werden wir mit entsprechendem Material und der nötigen Software unterstützt, die noch weiterentwickelt werden soll. Andere aus dem Kollegium haben außerdem schon mitbekommen, wie wir an das Thema rangehen und haben auch Lust, damit durchzustarten. Die Methode verbreitet sich also schon. Darüber freue ich mich. Im Kern geht es mir allerdings darum, den Bauprozess zu vereinfachen: Für meinen Job, dem ich mit Leidenschaft nachgehe, ist Lean in dieser Hinsicht ein gutes Werkzeug."
Lean Management ist ein Managementkonzept, das sich auf agiles Arbeiten und „schlanke“ Prozesse fokussiert. Dazu gehört eine Methode für eine effizientere Baustellenplanung und -organisation in Bauprojekten, mit der die Bauprozesse von der Planung bis zur Ausführung optimiert werden. Um von einer höheren Effizienz profitieren zu können, werden beim Lean Construction-Ansatz diverse Arbeitsabläufe in den einzelnen Prozessschritten unter die Lupe genommen und beschleunigt. Dabei wird sowohl der Einsatz von Material und Zeit als auch von Arbeitskräften berücksichtigt, um insgesamt die größtmögliche Wertschöpfung im Bau zu generieren.
Lean Construction Management bedeutet in dem Zusammenhang, den gesamten Ablauf in Bauprojekten als Prozess zu betrachten und dabei für einen gleichmäßigen und effektiven Baustellenbetrieb zu sorgen. Dabei werden die Pläne so effizient wie möglich ausgearbeitet und zugleich auch nur so detailliert wie nötig. Das Lean Management im Bauwesen sieht dabei vor, die Planung während der Bauausführung kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.