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Quelle: aIwIsobott, André Sobott

Elternzeit-Modelle

Interviews zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dass Väter länger als zwei Monate Elternzeit nehmen, ist in vielen Branchen noch immer eine Seltenheit. Bei LIST gehen wir dieses Thema offen an. Elternzeit hat verschiedene Gesichter und kann sehr individuell angepasst werden. Wie diese Zeit aussehen kann, haben wir zwei unserer Kollegen gefragt. Beide haben die Elternzeit sehr individuell auf ihre privaten Umstände angepasst und erzählen uns von ihren Erfahrungen.

Unser Kollege Thomas ist Projektmanager AV bei LIST Bau Bielefeld. Mit dem sechsten Lebensmonats seines Sohns haben er und seine Frau sich den Tag aufgeteilt. Beide haben jeweils fünf Stunden pro Tag im Homeoffice gearbeitet und konnten so den Rest des Tages mit dem Sohn verbringen. Das heißt, Thomas hat am Vormittag gearbeitet und am Nachmittag seinen Sohn betreut. Und das zwölf Monate lang.

Wie hat dieses Teilzeit-Model für dich funktioniert?
Thomas: „Ich habe primär von zu Hause aus gearbeitet, was natürlich den Vorteil hatte, dass die Fahrzeit weggefallen ist. Unsere IT-Strukturen waren dafür eine wichtige Grundlage – Papier oder Pläne wurden nicht benötigt und Termine fanden online statt. Unsere Prozesse sind so angelegt, dass es für mich jederzeit möglich war, von überall aus zu arbeiten.

So konnte ich im Job bleiben und meine Aufgaben und Projekte im Team zu meiner reduzierten Arbeitszeit aufteilen. Für eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit mit Partner:innen habe ich verbindliche Erreichbarkeiten kommuniziert und somit die Hürden für eine reibungslose Zusammenarbeit genommen.“

Hattest du Bedenken bei der Beantragung der Elternzeit?
Thomas: „Bedenken, die Elternzeit bei LIST anzumelden, hatte ich nicht. Ich wusste, dass eine offene Kommunikation wichtig ist, um sich gemeinsam auf diese Zeit vorzubereiten. So konnten die Aufgaben und Prozesse reibungslos für meine Elternzeit weiterlaufen, weil ich meine reduzierten Stunden erfolgreich vorab einplanen konnte.“

Zurück im Vollzeitjob – wie war der Einstieg?
Thomas: „Ich habe erst einmal realisiert, wie effizient ich eigentlich in meinen fünf Stunden gearbeitet habe. In den reduzierten Stunden wird man automatisch effizienter, weil man sich die Zeit anderes aufteilt. Dieses Tempo kann man jedoch nicht an einem Acht-Stunden-Tag halten. Das habe ich auch bemerkt, als ich wieder in Vollzeit nach den zwölf Monaten eingestiegen bin. Einige Dinge sind aber auch entspannter geworden, wenn wieder der ganze Tag zur Verfügung steht, z. B. die Koordination von Terminen.“

Was ist dein Fazit zu deinem Teilzeit-Modell während der Elternzeit?
Thomas: „Die Elternzeit war eine großartige Erfahrung, weil ich durch die Zeit mit meinem Kind ihn besser kennenlernen konnte und aktiv am Alltag teilgenommen habe. Es war mir auch, wichtig die Care-Arbeit mit meiner Frau zu teilen und hier ein Vorbild für meinen Sohn zu sein. Wir wollen aus der 'alten' Rollenverteilung austreten. Daher war es uns wichtig, dass Aufgaben, die im Alltag anfallen, von uns beiden verantwortet werden.

Als Mann wird man von der Gesellschaft gefeiert, wenn man sich um sein Kind kümmert. Wie fordernd der 'neue Job' ist, findet man aber erst raus, wenn man ihn erlebt – es war eine Herausforderung im Teilzeitmodel weiter zu arbeiten und gleichzeitig meinem neuen Job als Vater nachzukommen.“

Hast du einen Tipp für Väter, die überlegen, eine längere Elternzeit zu nehmen?
Thomas: „Die 'Blackbox' Elternzeit hat natürlich auch mit dem Thema Geld zu tun. Es lohnt sich, genau zu prüfen, was sich mit seiner Stelle machen lässt. Die finanziellen Möglichkeiten sollte man vorab regeln und schauen, was machbar ist. Meine Frau und ich haben unsere Möglichkeiten bestens genutzt, um Familie und Beruf für uns beide möglich zu machen. Wir konnten beide in unserem Job bleiben und trotzdem Zeit mit unserem Sohn verbringen.“

Auch unser Kollege Dennis Husemann hat sich über die zwei Monate hinaus Elternzeit genommen. Er ist Fachplaner Versorgungstechnik bei LIST Ingenieure und hat sich nach dem Mutterschutz seiner Frau neun Monate Vollzeit Elternzeit genommen.

Wie war der Jobwechsel von Fachplaner zu Vater für dich?
Dennis: „In meinem neuen Job musste ich mich erst einmal zurechtfinden. Ich hatte keine Rolemodels, die ich um Rat fragen konnte. Den Alltag kennenlernen und bewältigen waren daher die ersten Schritte für mich.

Die neun Monate waren aber eine großartige Erfahrung und ich hatte Zeit, um meinen Sohn kennenzulernen und auch zu erfahren, was Care-Arbeit überhaupt beinhaltet. Jetzt, wo ich mit meiner Frau die Rollen getauscht habe, weiß ich, was sie täglich leistet. Ein Erfahrungsschatz, welchen ich ohne die Elternzeit nicht hätte. Es ist ein großer Mehrwert und hat die Beziehung zu meinem Sohn und meiner Frau bereichert.“

Hattest du Bedenken bei der Beantragung der Elternzeit?
Dennis: „Ich hatte keine Sekunde Angst, meinen Vorgesetzen von meinen Plänen zu berichten. Ganz im Gegenteil, ich habe sehr früh das offene Gespräch gesucht und meine Pläne zur Elternzeit dargelegt. Nach sieben Jahren Zusammenarbeit haben wir ein Vertrauensverhältnis und offene Kommunikation.

Ich habe die Elternzeit früh angesprochen, um Planungssicherheit für beide Seiten zu haben. Von meinen beiden Vorgesetzten wurde ich während der gesamten Zeit unterstützt.“

Wie war dein Wiedereinstieg?
Dennis: „Auf den Wiedereinstieg in Vollzeit habe ich mich trotz der tollen Zeit mit meinem Sohn sehr gefreut. Von meinen Kolleg:innen wurde ich auch wieder sehr herzlich empfangen. Auch wenn ich den Kontakt zu ihnen in der gesamten Zeit gehalten habe und hin und wieder zu Besuch im Büro war. Nach neun Monaten aus dem Büroalltag musste ich erst etliche 'neue' Kollegen:innen kennenlernen, denn die LIST Ingenieure sind in der Zeit stetig weitergewachsen.“

Hast du einen Tipp für Väter, die überlegen, eine längere Elternzeit zu nehmen?
Dennis: „Wenn ihr Elternzeit plant, dann macht euch vorher schlau, plant und rechnet alles durch. Spart für die Zeit, denn finanzielle Einbußen gehören auch dazu. Aber für mich und meine Familie war es genau so die richtige Entscheidung.“